Du nutzt KI bereits für die ein oder andere Hilfestellung? Doch der Bot spuckt dir unkontrolliert mal hilfreiches und dann wieder völlig unbrauchbares aus? Mithilfe meines KLARO-Schemas ist damit nun Schluss. Erfahre hier, wie du mit Strategie und Struktur zu besseren Prompts und somit zu besseren Ergebnissen kommst.
Was meint KLARO? KLARO ist ein Akronym, das mir hilft, mich zu erinnern, welche Vorgaben für einen Chatbot hilfreich sind. Nicht alle brauche ich immer, aber je komplexer die Aufgabe wird, desto wichtiger ist ein strukturierter Prompt.
K steht für Kontext
L steht für Leitlinien
A steht für Aufgabe und Ziel
R steht für Rolle
O steht für Output
Kommen wir gleich zu den wichtigsten Elementen des KLARO-Schemas:
Kontext, Rolle und ein klares Ziel
Schreibe deinen Input bzw. Prompt in kurzen klaren Sätzen. Nutze dafür Absätze und Spiegelstriche. (Wenn du Markdown kannst, nutze es gern.)
# Kontext
Erkläre dem Bot wer du bist, für wen du arbeitest und was ihr so macht. Gib Beispiele für deine Arbeit, nenne deine Werte oder erläutere deine Mission für die Welt. Falls du eine Version benutzt, die im Internet browsen kann, kannst du ihn auch kurz auf eurer Website recherchieren schicken, wer ihr seid, und was ihr gerade so tut.
Bonus-Tipp: Speichert diese Info in Custom Instructions, damit ihr sie nicht immer wieder eingeben müsst.
# Aufgabe und Ziel
Beschreibe was der Bot tun soll (und vermeide zu sagen, was er nicht tun soll.)
Beschreibe, welches Ziel mit der Aufgabe erreicht werden soll: Z.B.
- Hilf mir auf ungewöhnliche Ideen zu kommen, um …
- Generiere einen Post, der viele Menschen zum Klicken animiert/Menschen aufmerksam macht/zum Spenden bringt etc.
- …
Erwarte übrigens nicht, dass ein Bot die 100% der Arbeit abnimmt. Realerweise ist es Co-Creation was KI tut, das heißt sie ergänzt und beschleunigt deine Arbeit, aber ein Teil wird immer bei dir liegen.
# Rolle
Wenn die Aufgabe fachspezifischer wird oder du besondere Fähigkeiten zu den deinen ergänzen willst, hat es sich bewährt, dem Bot eine zur Aufgabe passende Rolle zu geben: z.B. Redakteur*in, Kolleg*in, Berater*in, Expert*in für…, Trainer*in…, Data Analyst, Geschichtenerzähler*in oder oder oder
Mit den Stichworten K für #Kontext, A für #Aufgabe und R für #Rolle hast du schon die wichtigsten 3 der 5 Buchstaben meines KLARO-Prompting-Schemas gemeistert. Sie sollten deine Ergebnisse relevant verbessern. Wenn das nicht reicht, kommen die letzten beiden Buchstaben ins Spiel: L und O
Qualität durch Sorgfalt
Die Qualität der Antworten ist dir trotzdem noch nicht gut genug? Dann könnte ein bisschen Sorgfalt – in Form von Leitlinien – der KI helfen, dir ein besseres Ergebnis zu liefern.
# Leitlinien
Leitlinien sind die Vorgaben mit denen du dem Bot sagst, WIE er eine Aufgabe erledigen soll.
KI Bots tendieren dazu superschnell und sehr service-orientiert und bei Kritik viel zu nett zu sein. Der Nachteil dabei ist, dass sie oft nicht sorgfältig arbeiten. Das führt zu oberflächlichen Ergebnissen in Konzepten und auch zu den sogenannten „Halluzinationen“.
Halluzinationen sind Fakten, die der Bot erfindet, weil er die Antworten ja nur nach Wahrscheinlichkeiten rät. Aber wahrscheinlich ist halt nicht immer wahr.
Mit Leitlinien kannst du eben diese Dinge – Halluzinationen und Oberflächlichkeit – reduzieren. Ganz verschwinden sie meist nie, aber hier ein paar Beispiele, wie du sie verringern kannst:
Iterative Entwicklung
Unterteile die Aufgabe in Unterschritte und zwinge den Bot auf dein Feedback zu warten, bevor er weitermachen darf.
Einen Social-Media-Post zu erstellen ist beispielsweise nicht ein Schritt, sondern viele:
• Aus vorhandenem Material, z.B. zu Thema, Veranstaltung, Website-Artikel etc. Ideen für Social Media zu generieren. Dann die beste(n) auswählen.
• Outline entwerfen: Was ist die Mini-Geschichte, die ein Post erzählen soll.
• Text entwerfen oder selber schreiben und verbessern
• ggf. Illustration einfügen oder entwerfen oder generieren
• Hook-Line entwerfen: Also der erste Satz, der Menschen neugierig macht und sie verweilen lässt.
• Call-To-Action: Die Abschlussbotschaft, die dazu führt, dass Leute den Beitrag liken, kommentieren, teilen oder sich auf eurer Website mehr durchlesen.
Langsamer denken lassen
• Weise den Bot an, sorgfältig zu überlegen und sich bewusst Zeit zu lassen.
• Lass den Bot die Aufgabe in Unterschritte unterteilen und nacheinander ausführen.
• Lass dir Begründungen zu den Vorschlägen geben. (Selbst wenn du sie nicht brauchst, führt das in der Regel zu besseren Vorschlägen.)
• …
Kritischer denken lassen
• Weise den Bot an, selbstkritisch zu sagen, welche Antworten er für wahrscheinlich hält und welche nur Vermutungen sind.
• Bitte den Bot, seine eigenen Überlegungen zu kontrollieren.
• (Wenn du Text vorgibst und Feedback willst:) Sage sehr deutlich, welches Ziel dein Text besser verfolgen soll und bitte um Verbesserungen dazu.
• Weise den Bot an, dich auf fehlende oder unterkomplexe Gedanken hinzuweisen.
• Bitte den Bot dich zu „roasten“, wenn er den Finger in deine Wunden legen soll.
• …
Mehr dazu findest du auch in meiner Anleitung zu Chain-of-Thought.
Bessere Texte durch klare Stil-Anweisung
#Output
In vielen Situationen ist es egal, ob der Bot dich duzt oder siezt, ob seine Texte klingen wie dein Newsletter oder halt wie ein Bot. Bei Ideenfindung und Feedback nimmst du ja einfach nur die Gedanken, die dir weiterhelfen, mit.
Aber in vielen Situationen willst du den vom Bot generierten Text weiterverwenden. Sicherlich noch nachbessern, aber doch nicht alles neu schreiben. Doch dafür muss die KI dich so gut kennen, dass sie in der Lage ist, deinen Stil zu imitieren, in der gewünschten Länge und Struktur zu schreiben. Sonst landet sie allzuschnell beim Durchschnitts-Marketing-Sprech 😉
Bonus-Tipp 1: Hier kann es spannend und hilfreich sein, Claude (statt ChatGPT oder anderen) auszuprobieren. Nicht nur erscheinen mir die Texte auf deutsch oft bodenständiger und klarer, sondern Claude bietet dir auch eine Möglichkeit längere Texte in einer Art Dokumenten-Arbeitsfläche („Artifact“) zu erstellen und Texte so angenehmer nachzuarbeiten als im ständigen Chatverlauf der anderen Bots.
Bonus-Tipp 2: Um Texte aus Bots in Word oder GoogleDocs mit sauberer Formatierung zu kopieren, nutze das Tool des KI-Kollegen Jens Marketing fürs schnelle Umformatieren: https://jens.marketing/chatgpt-formater/
Zum Abschluss nochmal das komplette Schema in Kurzfassung:
K – Kontext (Wer bist du, für was engagierst du/deine Organisation sich? Wer sind Zielgruppen?)
L – Leitlinien (Wie soll der Bot bei der Lösung der Aufgabe vorgehen?)
A – Aufgabe und Ziel (Was soll der Bot für dich genau tun? Was willst du mit dem Ergebnis erreichen?)
R – Rolle (Welche Expertise sollte der Bot zu Rate ziehen, um seine Aufgabe zu erfüllen?)
O – Output (Wie soll der Output klingen, wie lang soll er sein etc.)
Das ist dir nun hoffentlich klar 😉