
Die neuen Forschungsergebnisse von Anthropic geben erstmals tiefe Einblicke in die „inneren Gedanken“ eines Sprachmodells.
Mit ihrem „KI-Mikroskop“ haben die Forscher*innen Claudes Denkprozesse analysiert – und Dinge entdeckt, die unsere bisherigen Vorstellungen von KI auf den Kopf stellen.
Was dabei herauskam, ist nicht nur spannend – sondern auch hochrelevant für den Alltag mit KI-Assistenten. Voller Artikel ist in den Kommentaren verlinkt.
🔹 1. Universelle Gedankensprache
Claude denkt nicht in Wörtern oder Sprachen, sondern in Konzepten.
Ein und dieselbe Idee wird unabhängig von der Sprache über denselben „Denkpfad“ verarbeitet.
Das erklärt, warum LLMs Wissen sprachübergreifend anwenden können – und warum Multilingual Prompting funktioniert.
🔹 2. Vorausschauende Planung
Sprachmodelle sagen nicht einfach das nächste Wort voraus.
Claude plant beim Schreiben mehrere Wörter im Voraus. Beispiel: Beim Dichten wählt das Modell zuerst das Reimwort – und konstruiert dann rückwärts die passende Zeile.
🔹 3. Parallele Rechenwege
Beim Lösen von Matheaufgaben laufen mehrere Berechnungen gleichzeitig:
Ein Pfad für grobe Schätzungen, ein anderer für exakte Ergebnisse.
Kurios: Wenn Claude nach dem Rechenweg gefragt wird, beschreibt es oft einen dritten Rechenweg – nicht den tatsächlich genutzten, aber dafür den, den wir Menschen wählen würden…
🔹 4. Claude antwortet lieber erwünscht als richtig
Claude generiert lieber plausible Begründungen, denen wir zustimmen statt seiner tatsächlichen Denkgrundlage sind.
🔹 5. Claude muss Sätze vervollständigen
Wenn Claude einen Satz begonnnen hat, führt es ihn fast zwanghaft zu Ende. Selbst wenn es weiß, dass es falsch ist oder die Antwort (eine Anleitung zum Bombenbau) eigentlich unterdrückt werden soll. Erst nach dem vollständigen Satz, kann es die Antwort im nächsten verweigern.
🧭 Konsequenzen für den Alltag mit KI
➡️ Zielorientiertes Prompting: Zuerst das gewünschte Ergebnis nennen, dann den Weg.
➡️ Mehrsprachige Anwendungen: Sprachübergreifende Prompts funktionieren
➡️ Schritt-für-Schritt-Fragen: Komplexe Probleme in Zwischenschritte zerlegen.
➡️ Erklärungen kritisch prüfen: Auch gut klingende Antworten können falsch und begründet sein.
➡️ Teilwissen erhöht massiv das Risiko für Halluzinationen.
➡️ Absicht klar formulieren: Claude erkennt Intentionen früh – also: ethisch und präzise fragen und Bestätigungsfehler „einplanen“.
Sprachmodelle sind nicht nur „textbasierte Taschenrechner“. Sie planen, abstrahieren, täuschen gezielt.
Ich empfehle sehr den Originaltext zu studieren – lasst ihn euch zur Not von einem Sprachmodell übersetzen, wenn euch das Englisch zu fachlich ist. Es lohnt!